Chronische Schmerzen bei Endometriose: Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Frau Dr. Fraunberger berichtete beim Update Endometriose und Myome in der Frauenklinik am UKER über die Interdisziplinäre multimodale Schmerztherapie.
Dabei handelt es sich um den Goldstandard der Therapie bei der Behandlung von chronischen Schmerzen. Aber warum gibt es überhaupt chronische Schmerzen und wie unterscheiden sich diese von einem Akutschmerz?
Chronische Schmerzen sind kein seltenes Phänomen und betreffen circa 17% der Bevölkerung in Deutschland. Auch Unterbauchschmerzen können chronisch werden. In der Regel entwickeln sich chronische Schmerzen aus akuten Schmerzen, dabei spielen spezielle Prozesse im Nervensystem eine bedeutende Rolle. Neben einer Charakterisierung des Schmerzes im Gehirn (Wo? Welche Qualität? Bedrohlichkeit?) spielen sogenannte "Schmerzbremsen" eine wichtige Rolle bei der Schmerzregulierung. Diese benötigen für diesen Prozess bestimmte Botenstoffe (z. B. Noradrenalin). Bei häufiger Inanspruchnahme des Schmerzverarbeitung-Systems, z. B. durch Erkrankungen wie Endometriose, kommt es zu einer Erschöpfung der "Schmerzbremsen". Die Betroffenen merken dies durch Zunahme der Häufigkeit, Intensität und Ausbreitung der Schmerzen am Körper. Durch die häufigen Schmerzen und Begleitsymptome kommt es zu körperlichen, psychischen und sozialen Veränderungen. Diese können im Sinne eines Teufelskreises wieder Schmerzen begünstigen. Im Extremfall kann der chronische Schmerz weiterbestehen, obwohl die ursprüngliche Ursache bereits wieder „ausgeheilt" ist. Der chronische Schmerz dann hat seine ursprüngliche Warnunktion verloren und wird selbst zur eigenständigen Erkrankung. Behandelbare Einzelursachen gibt es nicht mehr.
Bei einer solchen Chronifizierung kann die Interdisziplinäre Multimodale Schmerztherapie (IMST) ansetzen. Im Falle der Endometriose sollten zunächst die Basismaßnahmen erfolgt sein. Dazu gehören eine regelmäßige gynäkologische Schmerzerfassung, eine sinnvolle medikamentöse und nichtmedikamentöse Behandlung von Unterbauchschmerzen bereits in einem nicht chronifizierten Stadium und die Beachtung von weiteren Schmerzerkrankungen wie Migräne oder Reizdarm, die sich ungünstig auf das Gesamtgeschehen auswirken können.
Die Interdisziplinäre Multimodale Schmerztherapie (IMST) ist ein definiertes Therapieverfahren, welches durch ein Team aus verschiedenen Berufsgruppen und Fachrichtungen durchgeführt wird und in der Gruppe stattfindet. Ziele sind die Vermittlung von Schmerzbewältigungsstrategien, um Schmerzen zu lindern und wieder mehr Kontrolle über diese zu erlangen. Wichtig ist aber auch die Steigerung der Lebensqualität und das Lernen, wie man trotz der Schmerzen ein gutes Leben führen kann. Wichtige Bausteine dieser Therapie sind Vermittlung von medizinischen Hintergründen und medikamentösen Behandlungen, die Anwendung von Bewegungstherapie, Entspannungs- und Naturheilverfahren, Achtsamkeitstechniken und psychologische Maßnahmen.
Im Schmerzzentrum der Uniklinik Erlangen werden für verschiedene Krankheitsbilder maßgeschneiderte Therapieformen angeboten, z.B. eine 3-wöchige Schmerztherapiegruppe für Patientinnen mit Unterbauchschmerzen in Kooperation mit dem Endometriose-Zentrum der Frauenklinik. Hier werden auch krankheitsspezifische Aspekte wie Partnerschaft und Sexualität thematisiert. In einer Studie konnten wir zeigen, dass Frauen mit Endometriose und chronischen Schmerzen von einem solchen Programm profitieren konnten. Es kam zu einem Rückgang der Schmerzintensität, der schmerzbedingten Beeinträchtigungen, der Depressivität und zu einem Zuwachs an Lebensqualität. Für viele Frauen ist die Behandlung in einer Tagesklinik von Vorteil, da sie ihre gewohnte Umgebung nicht verlassen müssen und gleich unter Alltagsbedingungen die neu gelernten Strategien ausprobieren können. Viele Frauen erleben den Austausch innerhalb der Therapiegruppe als hilfreich, da alle mit den gleichen Themen und Problemen beschäftigt sind.
Die Schmerztherapiegruppe für Patientinnen mit Unterbauchschmerzen wird aktuell 2x im Jahr durch geführt. Die nächsten geplanten Termine sind vom 31.03.-18.04.2025 und vom 17.11.-05.12.2025. Für die Therapiegruppe ab dem 31.03.2025 gibt es kurzfristig noch Plätze.
Schmerztherapiegruppe für Patientinnen mit Unterbauchschmerzen