Lehre - Simulation - Patientensicherheit

Lehre

Der Schwerpunkt unserer Lehre liegt in der Durchführung von curricularen Lehrangeboten für Medizinstudierende. Hierbei kommen verschiedene Lehrkonzepte (z.B. blended learning, virtual reality) mit dem Schwerpunkt eines Trainings mit Patientensimulatoren zum Einsatz.  Wir sind davon überzeugt, dass der Einsatz von Simulatortraining ganz grundsätzlich den Prinzipien der Erwachsenenpädagogik entspricht. Unsere Lehrangebote sind dabei von den folgenden Grundannahmen über das Lernen von Erwachsenen geprägt:

Unsere Studierenden ….

  • … lernen, weil sie intrinsisch motiviert sind: Bei erwachsenen Lernenden steht der selbstbestimmte Erwerb von Wissen im Vordergrund.
  • … lernen für ihre künftige klinische Tätigkeit: Im Fokus des Lernprozesses sind klinische Situationen und konkrete Probleme, nicht abstrakte Themen. Unsere Studierenden sollen gemeinsam konkrete Lösungen für ganz bestimmte Probleme finden.
  • … lernen, indem sie Erfahrungen „verhandeln“: Wissen entsteht in einem sozialen Kontext durch die Interaktion mit den Mitstudierenden und Tutoren, mit denen man das Geschehene reflektiert und welche bisherige Ansichten hinterfragen können. Dies geschieht in den Nachbesprechungen („Debriefings“) im Anschluss an jede Trainingseinheit.   
  • … lernen, indem sie mit neuen Verhaltensweisen experimentieren: Wir ermutigen unsere Studierenden, neue und bislang ungewohnte Verhaltensweisen auszuprobieren um miteinander zu kommunizieren und als Team strukturiert zusammen zu arbeiten.  


Simulatortraining

Ausbildung

Als eines der frühesten Simulationszentren Deutschlands (1997 durch Prof. J. Schüttler gegründet) können wir auf eine jahrzehntelange Erfahrung mit dem Einsatz von Patientensimulatoren und den damit verbundenen Kursformaten zurückblicken.

Bereits Ende des letzten Jahrhunderts konnte in der Anästhesiologischen Klinik in Kooperation mit Psychologen der Universität Bamberg den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein Simulatortraining angeboten werden, in welchem interpersonelle (z.B. Kommunikation, Teamarbeit, Führungsverhalten) und kognitive Fertigkeiten (z.B. Umgang mit Stress, Planen, Entscheiden, Aufgabenmanagement) mit manuellen Fertigkeiten und fachlicher Sachkompetenz vermittelt wurden. Fand dieses Training in den ersten Jahren noch in unregelmäßigen Abständen statt, so ist es mittlerweile zum festen, jährlichen Bestandteil der Ausbildung an der Anästhesiologischen Klinik geworden („Projekt 1-1-1“). Was von der neuen Weiterbildungsordnung nunmehr für alle Anästhesistinnen und Anästhesisten gefordert wird, hat in unserer Anästhesiologischen Klinik bereits eine lange Tradition.


Forschung zu Patientensicherheit

Im Rahmen der genannten jährlichen Simulationstrainings hat die Arbeitsgruppe in der Vergangenheit immer wieder wissenschaftliche Fragestellungen im Kontext der Patientensicherheit aufgegriffen. Zu nennen wären hier beispielhaft der Einfluss einer zu starken Hierarchie im Team auf die Fähigkeit, sich mit Bedenken zu Wort zu melden („speaking up“), Entscheidungsprozesse im Rahmen von Risikonarkosen, oder die Entwicklung von digitalen Gedächtnis- und Entscheidungshilfen für Notfälle in der Anästhesie. Unabhängig vom Simulationstrainings gibt es immer wieder auch kleine Forschungsprojekte, in denen qualitative Forschungsmethoden für Fragestellungen im Bereich der Patientensicherheit angewendet werden. 


Publikationen

Neuhaus C, Grawe P, Bergstrom J, St.Pierre M (2022) The impact of "To err is human" on patient safety in Anesthesiology. A bibliometric analysis of 20 years of research. Front. Med. 9:980684. doi: 10.3389/fmed.2022.980684

Puchinger, A., Lütcke, B. (2022) Effizientes Intubationstraining: Digitalisierte 4-Step-Methode im Vergleich zum Präsenzlernen; Anästh Intensivmed 2022;63 Supplement Nr.3

Schramm, L., Friedrich, P., Schüttler, J., & Lütcke, B. (2022). Interdisciplinary interactive blended learning concept in times of a pandemic–pain medicine “totally digital”. GMS Journal for Medical Education, 39(1).

St.Pierre M, Grawe P, Bergstrom J, Neuhaus C (2022) 20 years after To Err Is Human: A bibliometric analysis of ‚the IOM report’s‘ impact on research on patient safety. Saf Sci 147; 105593

Richter T, Baus J, Eismann H, Happel O, Heller AR, Neuhaus C, Weinert M, St.Pierre M (2021) Bereitstellung einer Smartphone-Variante von eGENA, der elektronischen Gedächtnis- und Entscheidungshilfe für Notfälle in der Anästhesiologie. Anästh Intensivmed; 62:V1-V8

Lütcke, B., Günther, J., Köhnen, J., Puchinger, A., & Schmidt, A. (2021). TIP–Training of Intensive medical support in the case of a Pandemic. GMS Journal for Medical Education, 38(1).

Neuhaus C, Schild S, Eismann H, Baus J, Happel O, Heller AR, Richter T, Weinert M. Sedlmayr B, Sedlmayr M,Schleppers A, Prokosch HU, St.Pierre M (2020) Funktionalität und Bedienung von eGENA, der elektronischen Gedächtnis- und Entscheidungshilfen für Notfälle in der Anästhesiologie. Anästh Intensivmed; 61:340-351

Eismann H, Schild S, Neuhaus C, Baus J, Happel O, Heller AR, Richter T, Weinert M. Sedlmayr B, Sedlmayr M, St.Pierre M (2020) Gedächtnis- und Entscheidungshilfen für Notfälle in der Anästhesiologie. Grundlagen und Anwendungen. Anästh Intensivmed; 61:239-247

Schild S, Gründner J, C. G, Prokosch HU, St.Pierre M, Sedlmayr M (2020) Data model requirements for a digital cognitive aid for anesthesia to support intraoperative crisis management. Applied Clinical Informatics; 11:190-199

Lütcke, B., Birkholz, T., Dittmar, M. S., & Breuer, G. (2020). Learning the prioritisation competence of medical help services using the example of triage: comparison of two teaching strategies: “Decision and action competence of medical students to prioritise medical assistance (triage)”. Notfall+ Rettungsmedizin, 23, 193-200.

Schild S, Sedlmayr B, Schumacher AK, Sedlmayr M, Prokosch HU, St.Pierre M, German Cognitive Aid Working Group (2019) A Digital Cognitive Aid for Anesthesia to Support Intraoperative Crisis Management: Results of the User-Centered Design Process. JMIR Mhealth Uhealth;7(4):e13226) https://doi:10.2196/13226

St.Pierre M, Krischke F, Luetcke B, Schmidt J (2019) The influence of different patient positions during rapid induction with severe regurgitation on the volume of aspirate and time to intubation: a prospective randomised manikin simulation study. BMC Anesthesiol 19:16.

St.Pierre M, Gall C, Breuer G, Schüttler J (2017) Beeinflusst jährliches Simulationstraining das Sicherheitsklima einer universitären Klinik? Eine prospektive 5-Jahresuntersuchung anhand Dimensionen des „Safety Attitudes Questionnaire“ (SAQ) Der Anästhesist 66; 910-923

St.Pierre M, Breuer G, Strembski D, Schmitt C, Luetcke B (2017) The effect of an electronic cognitive aid on the management of gynaecological TURP-syndrome: a prospective randomised simulation study. BMC Anesthesiol 17:72.

St.Pierre M, Luetcke B, Strembski D, Schmitt C, Breuer G (2017) The effect of an electronic cognitive aid on the management of ST-elevation myocardial infarction during caesarean section: a prospective randomised simulation study. BMC Anesthesiol 17:46.                           

St.Pierre M, Breuer G, Strembski D, Schmitt C, Lütcke B (2016) Briefing verbessert das Management einer schwierigen Maskenbeatmung beim Säugling: Simulatorstudie unter Verwendung einer webbasierten Entscheidungshilfe. Anästhesist 65; 681-689

St.Pierre M, Scholler A, Strembski D, Breuer G (2012) Äußern Assistenzärzte und Pflegekräfte sicherheitsrelevante Bedenken? Simulatorstudie zum Einfluss des „Autoritätsgradienten“. Anaesthesist 61:857–66

Breuer G, Riss R, Cobas-Meyer M, Bremer F, Grapengeter M, St.Pierre M, Schüttler J (2004) A new approach to train intensive care specialists using a full-scale anaesthesia simulator in severe sepsis management. Eur J Anaesth 21:1 A840

St.Pierre M, Hofinger G, Buerschaper C, Grapengeter M, Harms H, Breuer G, Schüttler J (2004) Simulatorgestütztes, modulares Human Factors Training in der Anästhesie. Konzept und Ergebnisse des Trainingsmoduls „Kommunikation und Kooperation im Team“. Anaesthesist 53:144–152

Hofinger G, Harms H , Buerschaper C, St.Pierre M, Grapengeter M (2003)The usefulness of simulator training in combination with psychological training sessions for the improvement of non-technical skills . Eur J Anaesth; 20(10):836-837.

 

Bücher, die aus der Arbeit am Simulator entstanden sind

 

St.Pierre M, Hofinger G (2020) Human Factors und Patientensicherheit in der Akutmedizin. 4.Aufl., Springer Heidelberg

St. Pierre M, Breuer G (Hrsg.) (2018) Simulation in der Medizin. Grundlagen und praktische Anwendung. 2.Aufl., Springer Heidelberg

St.Pierre M, Hofinger G, Simon R (2016) Crisis Management in Acute Care Settings. Human Factors, Team Psychology and Patient Safety in a High Stakes Environment.  3.Aufl., Springer International Publishing, New York